Peru/Bolivien-Tour (01-18.April):
Fischbein, Legia, Brasil Reto und ich machten uns Freitag morgen früh mit Iberia via Madrid auf den Weg nach Lima. Schon bald war klar, warum der Flug mit Iberia am günstigsten war: uralter Flieger, schlechter Service und mehr als nur unfreundliche Stewardessen. Dafür konnten wir sie mit unserem übermässigen Alkoholkonsum ein wenig schädigen. Am Schluss gaben sie uns nur noch alkoholfreies Bier, Frechheit! In Lima gelandet dann der nächste Zwischenfall: das Gepäck von Fischbein und Legia war nicht angekommen. Nach 2 langen Stunden dann die Meldung eines Flughafenmitarbeiters, die Koffer seien in Madrid und würden einen Tag später ankommen... Am Samstag stand neben der Besichtigung der überraschend schönen Altstadt, einer Feuerwehrzentrale (Fischbein und Brasil Reto waren ganz begeistert von den 30jährigen Löschfahrzeugen und der mind. 120 Kilo schweren Feuerwehrfrau...) dann das erste Fussballspiel auf dem Plan: Universidad San Martin gegen Union Huaral. Der mehr als langweilige Kick vor 600 Zuschauern im geilen peruanischen Nationalstadtion war natürlich nicht ganz das, was wir uns von Südamerika gewohnt waren. Doch vom fussballerischen stand unsere Tour leider von Anfang an unter schlechten Sternen: von den 10 ersten Spieltagen in Peru gab es ausser an 2 Runden immer mind. 1 Stadtderby in Lima. Doch wir erwischten natürlich genau diese 2 Runden! Und ausser bei den grossen Stadtderbys in Lima läuft im peruanischen Fussball halt selten viel... Das Topspiel der Runde Alianza Lima-Cienciano wurde zudem ausnahmsweise leider schon am Freitag Abend gespielt. Auf das Abendspiel Sport Boys-Alianza Atletico im Vorort Callao verzichteten wir dann u.a. weil um 22 Uhr das Gepäck von Fischbein und Legia hätte ankommen sollen. Aber es kam nur das von Fischbein aus Bogota... So mussten am Sonntag für Legia neue Kleider gefunden werden. Wie wir leider feststellen mussten, gibts es in Lima aber nicht an jeder Ecke Geschäfte mit Markenkleidern... Montag Morgen um 6 Uhr flogen wir dann weiter nach La Paz. Auf fast 4'000 Metern über Meer ist die Luft verdammt dünn, die Stadt ist mehr als nur chaotisch und besteht hauptsächlich aus Indiomärkten und es gibt auch hier keine Markenkleider. Kein Wunder, verdient doch ein einfacher bolivianischer Arbeiter gerade mal 60 USD pro Monat... Am Dienstag ging es dann mit Bus und Zug weiter in den Süden Boliviens, wo wir von Mittwoch bis Freitag eine 3tägige Jeep-Tour gebucht hatten inkl. eigenem Reiseleiter, Fahrer und Köchin. Der Fahrer führte uns in die Kunst des bolivianischen Auto reparierens ein (zweimal platter Reifen) und die Köchin in die des bolivianischen Essens. Nur Legia fand nicht so recht gefallen am Lama Fleisch... Dazu sahen wir in den 3 Tagen faszinierende Naturschönheiten wie z.B. die grösste Salzwüste der Welt, Lagunen mit rotem Wasser, verschiede Arten von Lamas und jede Menge israelische Gringos, die sich zu zehnt in einen Jeep zwängten, um den Fahrpreis zu drücken. Nicht mal unser Reiseführer fand ein gutes Wort über diese Leute... Zurück in Uyuni war unser Plan, mit Bussen via Potosi (höchstes Fussballstadion der Welt) nach La Paz fahren. Doch rund 40km vor Potosi wurde unsere Reise von Minenarbeitern gestoppt, die die Strasse mit Felsbrocken blockiert hatten um gegen irgend etwas zu protestieren. Da auf der anderen Seite der Blocke ebenfalls ein Bus unseres Busunternehmens stand, konnten wir die Blockade zu Fuss passieren. Doch als wir nach fast 2km Fussmarsch inkl. Gepäck endlich beim anderen Bus ankamen, hatten die Indios diesen Bus mit noch mehr Steinen komplett blockiert. Auf dem Weg wurden wir als Gringo's beschimpft und sie warfen Fellsbrocken auf uns herunter. Da alle Verhandlungen nichts brachten und die Sperre vielleicht 2 Tage dauern konnte (am nächsten Tag gabs die einzige Möglichkeit für den Länderpunkt Bolivien), mussten wir wohl oder übel den Fussmarsch antreten. Nach ein paar mühsamen Kilometern endlich ein Auto, das uns für 25 Franken nach Potosi fuhr. Wir hätten auch einiges mehr bezahlt... Von Potosi dann mit Nachtbus nach La Paz. Fischbein und ich hätten Sonntags eigentlich ins 3 Stunden entfernte Oruro fahren wollen um den bol. Klassiker San Jose-Bolivar zu sehen (immer so zwischen 15-25'000 Zuschauer). Da in dieser ziemlichen aso Stadt aber mehr als 90% Indios leben und in der Nähe von Potosi liegt, wollten wir das Risiko nicht herausforden, ev. nochmals in eine Strassensperre zu geraten und dann vielleicht tagelang das Land nicht mehr verlassen zu können. So machten wir den Länderpunkt halt im bolivianischen Nationalstadion zwischen The Strongest La Paz - Oriente Petrolero Santa Cruz. Oriente wurde letztes Jahr als Meisterschaftszweiter doch noch Meister, weil The Strongest nachträglich der Meistertitel aberkannt wurde. Der ansprechende 40'000 Allseater ist leider jeweils nur beim grossen Stadtderby Bolivar-The Strongest voll. Bei normalen Spielen können sich die Leute den Eintritt von nicht mal 1 Franken halt einfach nicht leisten... Der Support der rund 3'000 Fans war nicht schlecht, vor allem die älteren Herren auf der Haupttribüne machten mit besonders üblen Schimpfwörtern gegen Schiri und Gegner auf sich aufmerksam. Am Montag morgen früh machten wir uns dann auf den Weg zurück nach Peru und waren froh, als wir die Grenze ohne weitere Strassensperre erreichten. Die Strecke entlang des Titicacasee auf der bolivianischen Seite ist herrlich. Auch die Grenzstadt Copacapana (hier ist das original, nicht in Rio) und die fangfrischen Forellen mochten zu gefallen. Die Besteigung des kleinen Zuckerhut's auf fast 4'000 Metern über Meer braucht ganz schön Puste, lohnte sich dank der herrlichen Aussicht aber auf jeden Fall. In Puno besuchten wir noch die schwimmenden Schilfinseln. Etwas touristisch, doch dafür machte Brasil Reto Bekanntschaft mit einer israelischen ex-Soldatin. Es sollte in den nächsten Tage nicht bei diesem einen Kontakt bleiben...:-) Dienstag Abend erreichten wir nach einer ziemlich nervigen Busfahrt im überfüllten Indio Bus über den hochgelobten, aber völlig langweiligen Altiplano die alte Inkastadt Cusco. Eine herrliche Kolonialstadt, dafür überall nervige Schlepper, die einem in die Tourifallen Restaurants locken wollen. Dafür wussten die Discos und Pubs zu gefallen. Da die Zeit für den 4tägigen Inkatrail leider nicht reichte, machten wir Donnerstag-Freitag halt nur den 2tägigen Trail. Unsere Führerin meinte, dass wir für die etwa 13km Fussmarsch so zwischen 6-7 Stunden bräuchten. Hätten die scheiss Amis uns nicht die ganze Zeit den Weg versperrt, hätten wir die Strecke locker in 3 Stunden geschafft. Unsere Führerin war ganz überrascht und kam selber ein wenig ins Schwitzen... Die Machu Picchu Ruinen sind zwar nicht schlecht, aber doch nicht ganz so eindrücklich, wie in jedem Reiseführer zu lesen ist. Dafür gefiel es Legia im Touri Dorf Aguas Calientes hervorragend (O-Ton: "schönstes Dorf, in dem ich je war..."). Nach der Besteigung des nicht ganz ungefährlichen Gipfels Wayna Picchu ging es mit dem Tuckelzug zurück nach Cusco und am Samstag Morgen früh gleich weiter per Flugzeug nach Lima. Brasil Reto (unterdessen in Shalom Reto umbenannt...) blieb mit seiner Bekanntschaft noch einen Tag in Cusco und konnte zum Glück noch knapp einer Entführung durch zwei Taxifahrer entkommen. Peru ist leider nicht ganz ungefährlich. Legia trat in Lima gleich die langersehnte Heimreise an, während sich Fischbein und ich uns nochmals für Fussball und Shopping auf den Weg in die Stadt machten. Da mit Sport Boys-Cienciano leider schon wieder ein Spiel am Freitag Abend stattfand und wir uns das Heimspiel von Universidad San Martin natürlich nicht nochmals antaten, blieben noch die Heimspiele von Alianza Lima und Sporting Cristal. Alianza-Universidad Atletico Arequipa fand Samstag Abend um 19 Uhr statt. Der 35'000 Allseater wusste sehr zu gefallen, doch bei Nacht in diesem Viertel und mit diesem Pöbel ist nicht grad jedermanns Sache. Alianza kann man getrost als das Boca von Peru bezeichnen, zumindest an den Fans an. Das Spiel fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt, da die Mannschaft beim Copa Libertadores Heimspiel drei Tage vorher von den eigenen Fans übel attackiert wurde. Die Spieler durften nicht mal mit ihren eigenen Autos zum Stadion fahren um sich nicht zu gefährden. Andere Länder, andere Sitten... Das sichere Hoteltaxi fuhr uns zum Stadion. Als wir ankamen, war der Wasserwerfer gerade dabei die Assos "abzuduschen". Am Ticketschalter zur Haupttribüne gab es keine Tickets, doch für den Originalpreis konnten wir auf dem Schwarzmarkt "Gratistickets" zum Originalpreis von rund 9 Franken kaufen und uns somit in Sicherheit bringen. Das Stadion war mit etwa 2'500 Leuten besetzt. Die gut 1'000 Hardcore Fans hinter dem Tor waren offenbar untereinander verfeindet und durch die Polizei in Gruppen geteilt. Diese machten 90 Minuten Dauersupport trotz der wiederum mässigen Leistung der eigenen Mannschaft. Nach dem Spiel waren wir froh, dass unser Taxifahrer uns vor dem Stadion abholte, bevor sich der ganze Pöbel auf den Heimweg machte... Nächsten Morgen wurde nichts mit ausschlafen, da um 11:30 Uhr schon das Heimspiel von Sporting Cristal gegen Allianza Atletico anstand. Recht spät machte man sich per Taxi auf den etwa 10km langen Weg in den Norden der Stadt. Es sollte die Taxifahrt unseres Lebens werden: Der Universitario Fan hielt uns einen Vortrag über den peruanischen Fussball und las zudem während der Fahrt in unserer Sportzeitung. Er meinte auch, dass sie uns in dieser Gegend wegen unserer hellen Hautfarbe anstarren werden. Tolle Aussichten... In der Altstadt hatte sein kleiner Daewoo dann plötzlich einen platten Reifen! Na toll! Doch wie versprochen wechselte er innert 5 Minuten den Reifen mitten auf der mehrspurigen Strasse. Bis zum Anpfiff blieben noch 15 Minuten, was gemäss Taxifahrer locker hätte reichen sollen. Doch da er offenbar noch nie in diesem Stadion war, musste er mind. 10mal nach dem Weg fragen. Da wir in einem der ganz üblen Quartiere Lima's waren, war uns natürlich nicht mehr ganz so wohl dabei. Doch um etwa 11:35 Uhr kamen wir dann endlich zum (verschlossenen) Stadion. Na toll, das war wohl das alte Stadion oder der Trainings Ground von Sporting Cristal... Wieder musste er jemanden nach dem Weg fragen, der dann erklärte, dass das Stadion im benachbarten Stadtviertel liege. Nach gut 5 Minuten auf der Autostrasse waren wir dann endlich beim richtigen Stadion. Um uns zu den Ticketschaltern zu bringen, fuhr er mit Vollgas rückwärts in die Schnellstrassen Einfahrt hinein. Plötzlich ein lauter Knall: er hatte zwei Fussgänger über den Haufen gefahren... Und dies vor den Augen der Polizei vor dem Stadion, die natürlich sofort unsern Fahrer packten. Wir gaben ihm sein Geld und gingen zu den Ticketschaltern. Gut 10 Minuten nach Anpfiff waren immer noch hunderte Fans vor dem Stadion, weil sie wohl den Eintrittspreis von 2.50 Fr. noch nicht erbettelt hatten. Dank dem grossen Polizeiaufgebot konnte man sich einigermassen sicher fühlen. Tickets gab es auch hier am Schalter keine zu kaufen, aber dank Schwarzmarkt gelang man doch noch auf die Haupttribüne. Kleiner, schmucker Ground für 18'000 Leute, der heute mit etwa 2'000 Fans gefüllt war. Auch hier ein Pöbel von ein paar hundert Leuten, die 90 Minuten langen guten Dauersupport zeigten. Das Spiel war langweilig und endete mit 1:1. Nach dem Spiel möglichst schnell aus dem Stadion und mit einem (anderen) Taxi zurück nach Miraflores. Abends folgte dann der Heimflug mit asso Iberia nach Zürich. Fazit: Faszinierende Landschaften und Inka-Stätten, doch es wird einiges an Abenteuerlust vorausgesetzt. Und Fussball-Land Nr. 1 in Südamerika ist und bleibt Argentinien.