FK Austria Wien |
2:1 Zus.: 11’000 T-Mobile Bundesliga 04.03.2020 |
SK Rapid
Wien |
Nach dem Spiel des FC Luzern in St.
Gallen und einer wirklich erholsamen Nachtzugreise erreichte ich am frühen
Morgen die Österreichische Hauptstadt, wo ich mir um 10:15 meine Dosis
Wienerliga gönnte. Meine beiden Mitfahrer, die Berner Luki
und Simu, zogen es vor nach Petrzalka
zu fahren. Nach dem Spiel machte ich mich auf Richtung Stephansplatz.
Schliesslich empfahl mir ein Kollege von den Ultras
Rapid dem Marsch durch den Wiener Stadtteil Favoriten beizuwohnen. Er meinte
es könnte spassig werden. Und tatsächlich, bei
meiner Ankunft am Stephansplatz traute ich meinen
Augen kaum: Rund 1000 -1500 Rapidler hatten sich
dort besammelt. Ununterbrochen knallte es und Fackeln wurden gezündet.
Dazwischen wurden mehrere hundert grün-weisse
Fahnen mit der Aufschrift "Block West" geschwenkt. Gegen 13:00 machte sich der ganze Tross auf Richtung U-Bahn, wo ein
Extrazug Richtung Reumannplatz bereitstand. Dieser reichte aber bei weitem
nicht aus, so dass ich und viele Rapidler auf den
nächsten regulären Zug warten mussten. Als dieser eintraf verliessen
die meisten Fahrgäste fluchtartig die U-Bahn. Während diesem Szenario
mischten sich auch noch ein paar Dutzend Jungs der "Alten Garde"
sowie etwa 60 Freunde aus Budapest unter den Mob. Auch einige Nürnberger
waren anwesend. Am Reumannplatz angekommen war alles von der Polizei abgeriegelt. Der
Marsch wurde übrigens als Demonstration gegen den zunehmenden Kommerz oder so
ähnlich angemeldet und auch bewilligt. Nun gings
los: Unzählige Fackeln, Knaller und kiloweise Rauchpulver wurden gezündet und
die Menge setze sich in Bewegung. Violette waren weit und breit keine zu
sehen, so kam es zu keinen Konfrontationen. Sachbeschädigungen konnte ich
auch keine nennenswerten ausmachen. Die Menge an Pyro
die gezündet wurde war allerdings bemerkenswert, und das Spiel sollte ja erst
noch folgen. Für dieses konnte ich leider nur noch eine Karte im Austria-Sektor ergattern. Dementsprechend gross war meine Freude als mir mein Rapid-Kollege
plötzlich eine Karte für den Gästesektor in die Hand drückte. Dieser war
heuer zum ersten Mal ausverkauft, das bedeutete 2600 Rapidler,
dazu kamen noch gut 2000 die sich auf den Längsseiten eingefunden hatten. Das
Spiel wurde von offiziell 400 Polizisten überwacht und begann durch die
massive Pyro der Rapidler
mit einiger Verspätung. Auch die Violetten zündeten Fackeln, jedoch auf dem
Rasen und somit legal. Gut ausgesehen hatte es auch nicht, eher peinlich. Bereits nach 6 Minuten kam dann der Paukenschlag: Die Austria ging mit 1:0 in Führung. Im Rapid-Block wurde es
still. Nach 14 Minuten stand es gar 2:0. Plötzlich erschien wie aus dem
Nichts im Block der Violetten eine sehr schöne Choreo,
begleitet von Fackeln und farbigem Rauch. Sehr schön anzusehen. Einige
Fackeln flogen Richtung Rapid-Spieler, angeblich wurde auch der Torhüter
getroffen. Die Rapidler ihrerseits antworten mit
Rauch und Fackeln, begleitet von unzähligen Knallern. Das Spiel stand kurz
vor dem Abbruch, konnte aber nach einem kurzen Unterbruch weitergespielt
werden. Sehenswert war noch die Szene als etwa 20 Cops
in den Rapid-Block stürmten und versuchten eine Person rauszuholen. Unter
"Scheiss Polizei"-Rufen wurden sie aber
wieder zurückgeprügelt. Daraufhin folgte ein etwa 70 Mann starkes Corps,
welchem es schliesslich gelang einen
"Übeltäter" rauszuholen. In der zweiten Halbzeit folgte optisch als
auch akustisch rein gar nichts mehr, ausser einem
Spruchband der Austria-Fans: "Eine Jugend ohne
Mentalität und ohne Stil - Lebt den Pseudo-Hooliganstil". Na ja,
andersrum hätte es besser gepasst. Nachdem Rapid kurz vor Schluss auf 2:1 verkürzte wurde es noch kurz
spannend, laut wurde es aber nicht mehr. So ging dieses Derby zumindest
sportlich an den Tabellenletzten. Nach dem Spiel blieb es ruhig. Dem
geplanten Eishockey-Spiel wurde ein Schnitzelessen vorgezogen und nach einem
Besuch im Prater ging es mit dem Nachtzug zurück Richtung Heimat. Die Reise
hat sich auf jeden Fall gelohnt, allen Kritikern zum Trotz, das Wiener Derby
ist immer noch ein Highlight im europäischen Fussball. |