Linfield FC |
3:0 Zus.: 10’000 Irish Premier League 26.12.2020 |
Glentoran FC |
Die letzten Spiele des Jahres sollten auch für
meine Wenigkeit fast schon traditionell im Vereinigten Königreich über die
Bühne gehen. Erfreulichweise liess sich im gleichen
Atemzug auch die britische Insel in Sachen Länderpunkte komplettieren, wobei
zum Auftakt gleich der ewige Boxing-Day-Klassiker
(Anmerkung: Diese Spielpaarung wird alljährlich am 26. Dezember ausgetragen)
zwischen den grossen Vereinen aus Belfast wartete.
Die Rivalität ist übrigens – entgegen der nordirischen Tradition – weniger
eine religiöse Geschichte, als vielmehr eine geografische Angelegenheit
zweier loyalistisch-protestantischer Clubs aus dem Osten (Glentoran)
bzw. dem Westen (Linfield) der Hauptstadt. Als
katholischer Gegenspieler galt lange Zeit ein Verein namens Belfast Celtic FC, der den Spielbetrieb nach politisch
motivierten Ausschreitungen in einem Duell gegen Linfield
im Jahre 1949 allerdings einstellte. Heute wird Cliftonville,
im Norden der Stadt gelegen, als sportlicher Vertreter der
republikanisch-katholischen Gesellschaft in Nordirland angesehen. Insgesamt 70 Meistertitel, 59 Cupsiege und 67
Erfolge im County Antrim Shield – einem regionalen Bewerb des Fussballverbands
North East Ulster – vereinigen die ewigen Kontrahenten auf sich, wobei Linfield zwar historisch als ruhmreicher angesehen werden
kann, allerdings in der laufenden Spielzeit schon einige Punkte auf Glentoran eingebüsst hat. Im Sinne eines vorbildlichen
Derbys tauschten die beiden Fangruppen noch vor Spielbeginn erste akustische
Nettigkeiten aus, teilweise unterstützt durch die entsprechenden Lieder aus
den Stadionlautsprechern. Die Vorteile lagen dabei auf Seiten der Gäste, die
die zweistöckige Gegentribüne – abgesehen vom später noch relevanten
Pufferblock – fast vollständig in Beschlag nahmen. Der heimische Fansektor
war zwar mit einer "Ultras Linfield"-Zaunfahne
beflaggt, doch wiederum punkteten die Glentoran-Supporter
mit einer überraschenden Wurfrollen- und Bengalen-Choreographie zu
Spielbeginn; zuvor hatte bereits ein brennendes Objekt aus dem Gästesektor
einige benachbarte Sitzschalen beschädigt. Das Spiel lief von Beginn weg für die heimischen
"Blues", die das erstmalige Auftauchen vor dem gegnerischen Gehäuse
direkt zum Führungstreffer nutzten. Als Glentoran
im Gegenzug einen Strafstoss zugesprochen erhielt, aber selbigen auf
beschämende Weise vergab, verwandelte sich die Atmosphäre endgültig: Nun
waren nur noch die höhnischen Gesänge der Einheimischen zu vernehmen, während
Glentoran sowohl auf als auch neben dem grünen
Rasen wirkungslos agierte. Zu allem Überfluss erhöhte Linfield
gegen Ende des ersten Durchgangs auf 2:0, was in der kämpferischen, aber (den
Erwartungen entsprechend) niveauarmen Begegnung nun wahrlich nicht den
gezeigten Leistungen entsprach. Es war bezeichnend, dass die Blauen schliesslich mit einem geglückten Distanzschuss zum
dritten Treffer des Tages kamen, während die Gäste zuvor zwei hochkarätige
Gelegenheiten nicht zu nutzen vermochten. In der restlichen Spielzeit durfte man sich guten
Gewissens den Geschehnissen abseits des Platzes zuwenden. In der 69. Minute
durchbrachen einige Dutzend Gästefans, provoziert durch die ständigen
Schmährufe, mühelos eine behelfsmässige Absperrung
zum Pufferblock, um einige Gegenstände – vor allem Sitzschalen und
Feuerwerkskörper – mit den angrenzend stehenden Linfield-Fans
auszutauschen. Als sich die Wurfgeschosse allerdings auch auf den Rasen
ausbreiteten, verordnete der zuerst von den Ausschreitungen wenig
beeindruckte Schiedsrichter eine siebenminütige Unterbrechung. In dieser
Zeitperiode gelang es den hilflosen Sicherheitskräften nur glückhaft weitere
Übergriffe zu verhindern. Als schliesslich eine
polizeiliche Sondereinheit ("Riot
Police") im Gästeblock auflief, machten sich die Krawallmacher, unter
dem Gelächter des Heimanhangs, jedoch schnellstmöglich aus dem Staub. Fazit:
Ein unterhaltsames Derby mit vielen Facetten – sehr zu empfehlen! |