1. FC
Nürnberg |
2:1 Zus.: 46’243 2. Bundesliga 23.11.2020 |
SpVgg Greuther Fürth |
Die Nacht war kurz, stand doch als sonntäglicher
Leckerbissen das 252. Frankenderby in der Nürnberger Heimstätte – aufgrund
ihrer achteckigen Form durchaus charakteristisch, aber leider auch mit einer
Leichtathletikbahn und einem unsäglichen Sponsorennamen, der selbst vor der
roten Stadionbestuhlung nicht Halt gemacht hatte, gesegnet – auf dem
Speiseplan. Die Vorfreude war gross, die
Erwartungen ebenso. Letztere liessen sich beim Intro beider Fangruppen erfreulicherweise bestätigen. Die
Ultras Nürnberg präsentierten eine gelungene "Anti
Fürth"-Choreographie: Auf dem Oberrang wurde der Leitsatz (ANTI FÜ) mit
Hilfe einer schwarz-weissen Blätterchoreo
dargestellt, im Unterrang wurden gleichnamige Doppelhalter in dreistelliger
Anzahl gezeigt. Im Gästesektor initiierten die Supporter
aus Fürth ein dichtes Fahnenmeer in den Vereinsfarben Grün und Weiss, untermalt durch eine kleine Menge Rauch. Im Laufe
des Spiels folgten mehrere Spruchbänder, sowohl bei den Anhängern der
Kleeblätter ("Atomkraft – nein danke! Fürth bleibt grün!",
"Den Ronhof kindisch beschmiert. Die Toten wollt ihr jagen, was wollt
ihr uns damit sagen" sowie "Ultras unterhalten? Ist uns
Neuman") als auch durch die heimischen Fangruppierungen ("Ob alt
oder jung, für das Erschaffen einer Fanszene ward und seid ihr Doldis zu dumm" und "Mit der fränkischen
Bimmelbahn ist der Dreck heut angefahr’n!").
Akustisch waren die Nürnberger natürlich deutlich überlegen, nur selten
vermochten sich auch die Vorstädter nachhaltig Gehör zu verschaffen. Auch die Begegnung verzichtete auf ein anfängliches
Abtasten – mehrmals stand der "Club" einem Führungstreffer schon in
den Startminuten äusserst nahe, wusste die
spielerische Überlegenheit allerdings nicht in einen Torerfolg umzumünzen.
Die Gäste fanden nach einer halben Stunde besser ins Spiel, als Allagui nach einem kapitalen Schnitzer alleine auf das
heimische Gehäuse losziehen konnte, jedoch am Nürnberger Keeper scheiterte.
Fünf Minuten später machte es Sturmpartner Reisinger
bedeutend besser, indem er eine Flanke präzise in der kurzen Torecke
unterbrachte. Die heimischen Anfeuerungsrufe wurden dadurch jedoch nur noch
lauter, doch ihre Spieler verstanden es auch zu Beginn der zweiten Hälfte
nicht aus einer Druckphase Profit zu schlagen. In der Folge nahm sich
das Frankenderby eine kurze Verschnaufpause auf allen Ebenen, als schliesslich Maroh aus einer
unübersichtlichen Situation zum 1:1 (72.) ausgleichen konnte. Dabei war dem
kuriosen Treffer ein Handspiel durch einen Fürther Gegenspieler vorausgegangen,
wobei der Unparteiische selbiges (nach Rücksprache mit seinem Assistenten)
allerdings nicht ahndete und auf Tor für Nürnberg entschied. Die packende
Schlussphase fand ihren Höhepunkt drei Minuten vor dem Ende, als Christian Eigler, der frühere Fürther Topscorer
in Diensten der Gastgeber, mit einem herrlichen Schlenzer
zum nicht mehr für möglich gehaltenen Siegestreffer traf. Die Stimmung kochte
nun endgültig über – minutenlang wurden die Derbyhelden mit brachialen
Sprechchören gefeiert. Ein perfekter Abschluss eines gelungenen Ausfluges. |