Etoile Sportive
du Sahel |
2:2 Zus.: 25’000 Ligue
I (Tunesien) 20.04.2020 |
Club Africain |
So endlich war
es soweit: Fussball in Tunesien. Im Vorhinein hiess es, dass es schon seit Tagen ausverkauft ist und es
keine Möglichkeiten mehr gibt, an Karten zu kommen. Trotzdem machten sich Pierre
und ich mit dem Taxi (8 Dinar) auf den Weg, durch verweste Gegenden, nach Sousee, zum Derby. Karten für 20 Dinar (etwa 11 Euro) auf
den Schwarzmarkt besorgt, durch die Miliz- und Stadionkontrolle durchgehuscht
und drin waren wir. Das Stadion Olympique war schon
weit vor einer Stunde sehr gut gefüllt und die Stimmung kochte schon über. Zum Anpfiff präsentieren die gut 3000 Tuniser ein grosses Transparent, wo ein Fanatsiekrieger
zu sehen war und darüber wurde über die komplette Kurve ein Spruchband
(Mission Sousee Commando
Meisterschaft) hochgezogen. Das ganze Stadion war nun aus dem Häuschen,
keiner mehr war auf der Holzbank zu halten, jeder ob jung oder alt feuerte
nun seine Elf an. Die Jungs von „Kop of Sousse“ und „Brigade Rouge“
kletterten nun an etwa zehn Meter hohen Stangen, sehr sportlich, hoch und
zogen vor ihrer Kurve ein Riesenspruchband (= ein weiterer Schritt zur
Meisterschaft) nach oben. Dahinter wurden rote, weiße und blaue Zettel
hochgehalten. Auf der Gegentribüne wurden noch rote Bänder gezogen, dazu gab
es eine geile Partystimmung, Gänsehaut pur, die dann lange auf dem hohen
Level gehalten wurde. Nach dem 1:0 für Africain
flippte endlich der komplette Gästeblock aus und dazu wurden mehrere Bengalen
gezündet, die dann auf der „Tartanbahn“ entsorgt wurden. Jetzt war Party pur bei den Tunisern angesagt, die
durch Klatsch- und Hüpfeinlagen verfeinert wurden. In der 48. Minute war jedoch
erstmal wieder Ruhe angesagt, da E.S.S. einen umstrittenen Elfmeter bekam,
der siegessicher verwandelt wurde. Dadurch tauchte die Heimseite in eine
Ekstase vor Freude, atemberaubend. Auf der Haupttribüne wurde dazu noch
weißer Rauch gezündet. In der 58. und 59. Minute ging dann alles sehr
schnell: Die Tuniser gingen wieder in Führung und im Gegenzug glich Sousee wieder aus. Jetzt stellte sich jede Elf hinten
rein, um nicht zu verlieren, somit war Kampf und Spannung angesagt, was auf
die Ränge übersprang. Jede Kurve zeigte sich nun noch mal von ihrer besten
Seite, was das Stadion in einen Rausch der Freude spülte. Aber irgendwann kam
dann der Abpfiff, und so hatte E.S. Sahel immer noch zwei Punkte auf Club Africain Vorsprung, bei vier verbleibenden (spannenden)
Spieltagen. Draußen war nun die Hölle los, alle liefen sie quer
durcheinander und der größte Teil lief die etwa 2,5km in die Stadt, wo der Heimmob
in mehreren Seitenstrassen versuchte, an die Gäste ranzukommen, aber es erst
kurz vor den Mauern der Altstadt zum richtigen Schlagabtausch mit etwa 25-25
kam. Der Gästemob wurde dann durch die halbe Stadt bis zum Bahnhof gejagt, wo
dann mehrmals noch Steine und Latten durch die Gegend flogen und es zu
einigen direkten Kontakten kam. Fazit: Tunesien ist Hammer, Stimmung super
und jeder Zeit mal wieder. Auch Club Africain mal
daheim zu besuchen, vielleicht im Tunisderby. |